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Tägliche Rituale, Ausflug in den Märchenwald und zurück in die Realität


Donnerstag 26. Jänner

Die Ereignisse wiederholen sich: Nackte Füße im Schnee, in der Früh. Mikulov-Runde samt Berg, am Vormittag. Rote Rüben/Karotten-Saft, zu Mittag. Anschließend ruhen. Der Nachmittag wird kreativer gestaltet, der Landschaftsgarten Lednice-Valtice drängt sich auf. In diesem „Märchenwald“ hat sich das Haus Lichtenstein mit nicht immer ins Bild passenden Bauten verewigt. Mitten im Wald aus heiterem Himmel macht sich eine Art Triumphbogen groß – der Dianatempel, ebenso unvermittelt erscheint an einer Lichtung die Hubertuskapelle, am Waldrand auf einem Hügel thront eine Reistenkolonnade, nach dem Abbild der Wiener Gloriette. Ein Hauch von Disneyland, nur ohne Rosa und eingebettet in reale Natur. Am Nachhauseweg kreuzt auch noch ein Reh unseren Pfad, nein nicht Bambi, ein echtes. Ein roter Sonnenball zieht sich zurück. Im Licht der untergehenden Sonne wirkt alles noch unwirklicher, fast wie im Kino. Nichts wie zurück in die Fastenrealität, eine leere Suppe wartet.

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Alles inklusive, Handshake, „gute“ Zäune – „schlechte“ Zäune


10. Tag, Sonntag 19. Juni

Strecke: Subotica – Kanjiza – Banatsko Arandelovo – Mokrin – Kikinda (Karte)

Streckenlänge: 99 km Fahrzeit: 5 h 31 min

Dem gestrigen Trauerspiel habe ich noch vor Beendigung der regulären Spielzeit den Rücken gekehrt.
Der heutige Tag startete as usual: Gelbe Sau, viel Landwirtschaft, … Das Nachmittagsprogramm hatte da schon mehr zu bieten. Zuerst, über Kilometer, Platten-Wege (wie Platten-Bauten nur ebenerdig verlegt mit unbehandelter Oberfläche) und ein Hagelgewitter (kirschgroß). Sehr aufregend.
Ungarn liegt zwar schon eine Tagesreise hinter mir, aber da wär noch was. Auch wenn in Ungarn politisch nicht alles im Reinen ist, Benehmen haben sie die Ungarn. In lokalen Erfrischungslokalen werden noch Hände geschüttelt. Nicht nur den unter sich bekannten Menschen – nein – Allen! Die bessere Alternative zum gängigen „Hallo“.
Und noch einmal zum grauslichen Thema Zäune. Den „bösen“ Zaun hatten wir gestern, der Vollständigkeit halber will ich auch von den „guten“ Zäunen sprechen. Denjenigen die den Radler vor übermotivierten Vierbeinern bewahren. Sie sind für Zweibeiner in beide Richtungen durchlässig und haben auch eine gewisse, aus der Zeit gefallene, romantisch sentimentale Note (siehe „Fotos“).

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Alte Geschichte, jüngere Geschichte und ein Platzerl im Paradies


8. Tag, Freitag 17.Juni

Strecke: Donji Miholjac – Belisce – Beli Manastir – Batina (HR) – Bezdan (SRB) (Karte)

Streckenlänge: 87 km Fahrzeit: 4 h 45 min

Ein Nachtrag. In Donji Miholjac, der gestrigen Endstation, hat sich Franje Josipa der 1. (Franz Joseph I.) ein Denkmal gesetzt. Mitten im Zentrum. Alter Kaiser! Aber das ist eine alte Geschichte. Die Jüngere macht betroffen. In Belisce biegt die Drava von der Rad-Route Richtung Osijek ab, um sich mit der Donau zu vermischen. Ihre nördlichen Au-Wälder säumen noch immer Minen-Warnschilder, inzwischen 21 Jahre nach Ende des Kroatienkrieges!
Bei Batina macht sich dann die Donau breit und bildet die Grenze zwischen Kroatien und Serbien. Auf der anderen Flussseite, bei Bezdan, direkt an der Donau versteckt sich eine kleine Csárda. Das heutige Reiseziel. Ein Wirtshaus am letzten Zipfel Serbiens. Mit Worten schwer zu beschreiben. Ein Platzerl im Paradies wäre treffend. Und jetzt fällt mir mein Freund Ernst Molden ein, der der Donau ein ganzes Album gewidmet hat. Da heißt es verbindend: „Mia san der Schdrom …“ Noch Fragen?

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Die Drava und das Kreuz mit dem Kreuz


7. Tag, Donnerstag 16. Juni

Strecke: Barcs (HU) – Terezino Polje (HR) – Gradina – Novaki – Vaska – Noskovci – Cadavica – Donji Miholjac  (Karte)

Streckenlänge: 90 km Fahrzeit: 5 h

Neuer Tag neues Glück. Die Sensationen haben nicht stattgefunden, trotzdem gibt es Neuigkeiten.
Die Drava (Drau) hat sich als Grenzfluß zwischen Ungarn und Kroatien ins Geschehen eingemischt. Nach dem Seitenwechsel immer zur Linken, gibt sie sich meist schüchtern versteckt. Ein Erfrischungbad hat sie dann doch zugelassen. Weiters: Beeindruckend, die kroatische Vorliebe der Rohbauweise. Eine erste überstandene Hundeattacke. Und das Rasenmähen scheint ganz oben auf der Liste der hiesigen Lieblingsbeschäftigungen zu stehen. Ansonsten: Mais und Getreide soweit das Auge reicht, diesmal aus kroatischer Landwirtschaft. Da bleibt viel Zeit zum Grübeln neben dem Treten, auch kein Nachteil. Nicht nur schwerwiegende Tatsachen werden gewälzt, auch leichtgewichtige Themen kommen zum Zug. Aus aktuellem Anlass ist mir ein schon etwas angegrauter Wolfgang Ambros Schlager wieder in den Sinn gekommen: Mir geht es wie dem Jesus, mir tut das Kreuz so weh …“